Ethik im Jugendsport
Diese
Erklärung ist Ausdruck unserer Entschlossenheit, im Bemühen um positive Werte im
Jugendsport über bloße Diskussion hinauszugehen und klare Verhaltensregeln
festzulegen.
Wir erklären:
1. Wir werden die positiven Werte im Jugendsport noch entschlossener,
systematischer und tatkräftiger als bisher propagieren.
·
Im Training wie auch im Wettkampf werden wir
versuchen, folgende vier Hauptziele zu
erreichen und sie miteinander in Einklang zu bringen: die Entwicklung
motorischer (technischer, taktischer) Fähigkeiten, einen für die
Gesundheit
unbedenklichen und sicheren Wettkampfstil, ein positives Selbstbild und gute
soziale Fähigkeiten. Dabei lassen wir uns von dem leiten, was Kinder brauchen.
· Wir glauben, dass das
Streben nach herausragender Leistung und nach dem Sieg, die Erfahrung des
Erfolgs und der Freude wie auch des Misserfolgs und der Enttäuschung untrennbare
Bestandteile des Wettkampfsports sind. Wir werden den Kindern Gelegenheit
geben, dieses Streben zu kultivieren und bei der Ausübung ihres Sports (im
Rahmen der Struktur, der Regeln und der Grenzen des Spiels) all dieser Seiten
des Sports gewahr zu sein, und wir werden ihnen dabei helfen, mit ihren
Gefühlen umzugehen.
· Wir werden solchen
Betreuungs‑ und Ausbildungsmodellen für Kinder den Vorzug geben, die ethische
Werte und humanistische Grundsätze im Allgemeinen und Fairness
im Sport im
Besonderen in den Mittelpunkt stellen.
· Wir stellen sicher, dass
Kinder in die Entscheidungen über den Sport, den sie ausüben, einbezogen werden.
2. Wir werden
unsere Bemühungen darum fortsetzen, alle Formen der Diskriminierung im
Jugendsport zu beseitigen.
· Dies
steht im Einklang mit dem grundlegenden ethischen Prinzip der Gleichheit, das
soziale Gerechtigkeit und eine gerechte Verteilung der Ressourcen voraussetzt.
Spätentwickler, Behinderte und weniger talentierte Kinder sollten wie
Frühentwickler, Kinder ohne Behinderung, herausragende Sportler und
talentiertere Kinder die Möglichkeit erhalten, Sport zu treiben, und die gleiche
professionelle Aufmerksamkeit erhalten. Dabei darf auch kein Unterschied nach
Geschlecht, Rasse oder Kultur gemacht werden.
3. Wir
erkennen an, dass Sport auch negative Auswirkungen haben kann und dass Vorsorge‑
und Heilmaßnahmen zum Schutz von Kindern notwendig sind.
· Wir werden für eine
bestmögliche geistige und körperliche Gesundheit der Kinder sorgen, indem wir
gegen Betrug, Doping Missbrauch und Ausbeutung vorgehen und Kindern helfen,
gegebenenfalls über die negativen Auswirkungen davon hinwegzukommen.
· Wir sind der Meinung, dass die
Bedeutung des sozialen Umfelds der Kinder und eines motivierenden Klimas noch
immer unterschätzt wird. Wir werden daher einen Verhaltenskodex ausarbeiten,
beschließen und anwenden, in dem die Verantwortlichkeiten aller Beteiligten im
Netz des Jugendsports klar definiert sind: Leitungsgremien, Sportleiter, Eltern,
Erzieher, Trainer, Manager von Sportlern, Sportfunktionäre, Ärzte,
Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Psychologen, Spitzensportler, die Kinder
selbst usw.
· Wir empfehlen mit Nachdruck,
ernsthaft in Erwägung zu ziehen, auf geeigneter Ebene Gremien einzurichten, die
für die Umsetzung dieses Kodexes zuständig sind..
· Wir befürworten
Registrierungs‑ und Akkreditierungssysteme für Trainer.
4. Wir begrüßen die
Unterstützung von Sponsoren und der Medien, doch sind wir der Meinung, dass
diese Unterstützung im Einklang mit den Hauptzielen des Jugendsports stehen
muss.
· Wir begrüßen eine finanzielle
Förderung durch Organisationen und Unternehmen nur dann, wenn dies nicht im
Widerspruch zur Lehrtätigkeit, zur ethischen Grundlage des Sports und zu den
Hauptzielen des Jugendsports steht.
· Wir glauben, dass die Medien
nicht nur auf Ereignisse reagieren sollten, also unserer Gesellschaft den
Spiegel vorhalten sollen, wenn Probleme auftreten, sondern auch bereits im
Vorfeld vorbeugend handeln sollten, also stimulieren, erziehen und erneuern
sollten.
5. Wir
unterstützen daher förmlich die ‘Panathlon-Charta der Rechte des Kindes im
Sport’
·
Alle Kinder haben das Recht Sport zu treiben,
· Spaß zu haben und zu spielen,
· in einer gesunden Umwelt zu leben,
· mit Würde behandelt zu werden,
· von kompetenten Trainern ausgebildet zu
werden,
· an
einem Training teilzunehmen, das auf ihr Alter, ihren individuellen Rhythmus und
ihre Fähigkeiten
zugeschnitten ist,
·
sich in geeigneten Wettkämpfen mit Kindern des gleichen Niveaus zu messen,
· unter sicheren Bedingungen Sport zu
treiben,
·
sich auszuruhen,
· die Chance zu erhalten, Sieger
zu werden, und nicht Sieger zu sein.
All dies
lässt sich nur erreichen, wenn Behörden, Sportverbände, Sportagenturen,
Hersteller von Sportartikeln, Medien, Unternehmen, Sportwissenschaftler,
Sportleiter, Trainer, Eltern und Kinder diese Erklärung unterstützen.